Rheinsteig (2) – weiter geht’s!

Unterwegs auf dem Rheinsteig von Kasbach nach Bad Hönningen

gelaufen am 8. August 2015, erster Teil der offiziellen 4. Etappe, meine persönliche Etappe 2
15,3 km (inklusive Zuwege)

Für meine zweite Rheinsteig-Etappe nahm ich mir schon mehrere Kilometer vor. Letztes Mal war ich bis zur Erpeler Ley gekommen. Die 1,3 km von dort bis nach Kasbach ließ ich aus, weil ich den Weg schon kannte. Mein Auto stellte ich in Linz am Bahnhof ab und hatte meine Anfahrt zeitlich so geplant, dass ich direkt den Bus nach Kasbach nehmen konnte. Es sollte laut Wetterbericht sonnig und heiß werden an diesem Samstag im August, doch war es bis jetzt zwar schwülwarm, aber die Luft diesig, ja fast neblig. Die Sonne sollte es erst am Nachmittag schaffen, durchzukommen.

Der Bus fuhr, anders als auf der Homepage des VRM angegeben, nicht in den Ort Kasbach hinein, sondern hielt an der B42. So kamen für mich noch ein paar Meter zu der geplanten Wanderung hinzu. Gegen 10 Uhr wanderte ich los.

Steil ging es direkt neben der Trasse der historischen Kasbachbahn am Rand des Viadukts hinauf, doch war der „alpin“ ausgewiesene Anstieg nur kurz und der Weg schlängelte sich danach so wunderschön unterm Blätterdach entlang, dass es eine Freude war.

Weil ich diesen Abschnitt später (Dez. ’16) nochmal gelaufen bin und Fotos bei besserem Wetter gemacht habe, setze ich einige Fotos von der späteren Tour dazu, damit ihr seht, wie es auch aussehen könnte.

Über schmale Wiesenpfade, an den ersten Häusern von Ockenfels vorbei, ging es auf das Gelände der Burg Ockenfels. Ein wunderschöner Ausblick hätte sich dort hinab zum Rhein geboten, wenn – ja wenn schöneres Wetter gewesen wäre. DSCN4058

Am Aufstieg nach Ockenfels:

 

Als ich das erste Mal hier war, irritierten mich Verbotsschilder, die mir nicht erlauben wollten, das Privatgelände der Burg zu betreten. Ich ging sogar ein Stück zurück, um nach dem letzten Rheinsteigzeichen zu schauen, sah aber nicht, dass der Weg anders als über die Obstwiese und das Gelände der Burg führen würde. Einige Schritte weiter war ich aber doch verunsichert und ging daher wieder etwas zurück und an einer sehr verfallenen Ruine vorbei in den Ort Ockenfels. Erst als ich später am Eingangstor der Burg vorbeikam, erkannte ich, dass der Rheinsteig direkt neben dem Tor herausgekommen wäre. Bei der zweiten Tour habe ich die Schilder ignoriert, mich auf der Obstwiese etwas links gehalten und habe den Weg dann gefunden.

Einige Schritte ging ich durch die Straßen des sehr am Hang gelegenen Ortes, der jeden Zentimeter treppenartig als Bauland nutzt, und tauchte dann wieder ins Grüne ab.

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Da zweigte an einem Aussichtspunkt ein hübscher, steil hinabführender Weg nach Linz ab. Hier kamen mir drei Wanderinnen entgegen. Die erste: „Schaut, wie schnell wir an Höhe gewonnen haben! Braucht ihr eine Pause?“ Die zweite, bestimmt: „Nee, bin doch gerade erst eingelaufen!“ Die dritte, Moppelige, die mit hochrotem Kopf schwer atmend einige Schritte hinterher kam, schwieg nur. Sah aber so aus, als hätte sie gerne Pause gemacht. Ich konnte gut mit ihr mitfühlen, denn in Gesellschaft habe ich mich zu Anfang meines Wanderhobbys auch oft nicht getraut, meinen Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen und hätte öfter eine Pause gebraucht als andere.

In Linz schlenderte ich durch die Gassen voller Shopping Begeisterter, Wochenendausflügler und Touristen und machte eine Pause in einem Café. Und wieder wunderte ich mich enorm, dass ich für die ersten 3,5 km fast anderthalb Stunden gebraucht hatte. Nee nee nee. Wo soll das noch hinführen?

Komischerweise habe ich von Linz auf meinem PC gar keine Fotos mehr, obwohl ich mir sicher bin, welche gemacht zu haben. Dafür gibt es als Entschädigung Fotos von „Linz leuchtet 2017:

Es ging über den Marktplatz des hübschen Ortes. Linz ist auf jeden Fall eine Reise wert! Ich schaute aus Neugier in die Touristeninformation hinein und entdeckte den Stempelpass des Rheinsteigs. Doch die junge Angestellte am Tresen hatte anscheinend keinen Durchblick: sie konnte mir weder Fragen zum Stempelheft beantworten noch schaffte sie es, mir den richtigen Stempel in das entsprechende Feld zu drücken. Habe ich aber erst zu Hause bemerkt. Mist! Mit diesem Stempelheft, dessen Produktion mittlerweile wieder eingestellt wurde und für das man die Stempel oft nur sehr umständlich ergattern kann, hatte ich noch so meine ganz persönlichen Erlebnisse. Aber ich habe es schließlich voll bekommen 🙂

Hinter Linz ging es auf hübsch angelegtem Serpentinenweg in einer Art Parkwald hinauf auf den 180m hohen Kaiserberg, von wo aus ich einen schönen, aber leider trüben Ausblick auf den Rhein und das gegenüberliegende Land mit der Ahrmündung hatte, genannt die Goldene Meile.

Der Aufstieg hier hinauf hatte mir gar nichts ausgemacht, stellte ich erfreut fest. Der nächste Ort, Dattenberg, war bereits in Sicht und es war auch nicht zu übersehen, dass ich, um dahin zu gelangen, erst einmal wieder steil ins Tal und an der gegenüberliegenden Hangflanke hinauflaufen musste. Doch dieser Anblick und der bevorstehende Anstieg störte mich mittlerweile gar nicht mehr! Ich wusste, ich schaffe das! Diese Gedanken waren neu für mich und machten mich total stolz.

Nun folgte ein etwas einsames Wegstück durch das Tal und durch den Wald den Berg hinauf. Es roch nach Wildscheinen, mir wurde etwas mulmig zu Mute. Ich versuchte, meine negativen Gefühle mit Singen zu vertreiben, doch blieb mir beim Bergaufgehen die Luft weg. Am Dattenberger Sportplatz machte ich Mittagspause. Eine fünfköpfige Frauengruppe wanderte vorbei. Ich werde sie noch zweimal treffen und das letzte Stück mit ihnen zusammen gehen.

Am Ortseingang wurde ich als Wanderin freundlich durch ein Schild begrüßt und durchlief das gesamte Örtchen. Hinter den letzten Häusern ging es einen wunderschönen Weg an der Hangkante oberhalb des Rheins entlang. Man hörte ab und zu den vorbeifahrenden Zug im Tal. Zügig schritt ich auf dem ebenen Weg aus und – trat fast auf eine Schlange! Huch!!

Sie sah erst aus wie ein dürrer Ast und als ich mich umschaute und wieder zu ihr zurückging, um sie näher in Augenschein zu nehmen, bewegte sie sich keinen Zentimeter. Ich konnte nicht erkennen, ob sie noch lebte. Zu Hause forschte ich nach, um was für eine Schlange es sich handelte: vermutlich war es eine ungefährliche Schlingnatter, ich weiß es nicht genau. Aber auch eine (lebendige) Blindschleiche bekam ich kurze Zeit später noch zu Gesicht. 39

Der Weg war wirklich wunderschön! Es fehlte eigentlich nur eine sonnigere Aussicht auf den Rhein.

Und wieder mal ging es steil hinab, dieses Mal nach Leubsdorf, dem Nachbarort von Dattenberg. Der Weg führte aber noch an der Kirche von Dattenberg vorbei, die unterhalb des Ortes thront.46

Mein Rheinsteigführer empfahl ab Leubsdorf für 1,5 km nicht dem Rheinsteig, sondern dem Rheinhöhenweg zu folgen, um einen weiteren Anstieg zu vermeiden. Ich folgte dieser Empfehlung – und ärgerte mich erneut über den Rheinhöhenweg, denn auch hier führte er wieder die ganze Zeit über Asphalt. Das mache ich wohl nicht nochmal! Der Weg ging entlang einer einsamen Straße durch den Wald am Friedhof vorbei und durch die Felder. Erkenntnis: Es wandert sich angenehmer einsam auf einem Pfad durch einen Wald als einsam auf einer Landstraße, die durch einen Wald führt und auf der ab und zu Autos und Mofas mit komisch schauenden Fahrern vorbeifahren. Ich war erleichtert, irgendwann wieder das Rheinsteigzeichen zu sehen!

Der weitere Weg  schlängelte sich ohne nennenswerte Höhenunterschiede durch Wiesen und Felder. Hier begegnete mir nur noch ein Wanderer auf dem sonst an diesem Tag doch recht belebtem Rheinsteig. Waren denn alle schon am Ziel angekommen? Am Ausblick „Helle Au“ wand sich der Weg auf schmalem Pfad abwärts nach Ariendorf. Hier machte ich Pause auf dem Dorfplatz am Brunnen. Meine Füße und Beine taten mittlerweile weh.

Es waren noch 3 km bis Bad Hönningen und ich stand mal wieder vor der Entscheidung: „Gehe ich zur Abkürzung die langweilige und sicherlich ermüdende Straße an der Bahn entlang nach Bad Hönningen oder bleibe ich auf dem Rheinsteig, obwohl es schon wieder bergauf geht?“

Na, wie habe ich mich wohl entschieden? Ich blieb auf dem Weg mit dem geschwungenen blau-weißen Zeichen. Eine gute Entscheidung, denn nach dem nicht allzu langen Anstieg verlief der Weg ebenerdig durch eine wunderschöne Kastanienallee, neben der die Felsen sehr steil zum Rhein hin abfielen.

Immer wieder gab es hübsche Aussichtspunkte auf den Rhein und die gegenüberliegenden Hänge und dann öffnete sich der Blick auf Schloss Arenfels. Ich traf die Frauengruppe von heute Mittag wieder und es ergab sich, dass wir gemeinsam auf dem Weg am Schloss vorbei hinab nach Bad Hönningen liefen, wo ich um 16:30 h eintraf.57

59_Bad Hönningen
in Bad Hönningen

Im Ort musste ich nur 5 Minuten auf meinen Bus nach Linz warten. Es war eine tolle Wanderung, die mir viel Spaß gemacht hat und die Lust auf mehr machte!

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